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Die Ronin Kriege

Nicht überall verlief der Wechsel zur neuen Republik reibungslos. Zwar zogen sich die Truppen des Steiner-Davion-Paktes ohne groß zu Murren von den betroffenen Welten zurück, doch im Draconis Kombinat hatte man offensichtlich die fanatische Loyalität einiger Einheiten des Rasalhaag-Distriktes unterschätzt. Ganze Mechregimenter verweigerten plötzlich den Rückzug von Welten, die sich bis jetzt fest in den Klauen des Drachen befunden hatten. Das Haus Kurita hatte zwar vorbeugende Maßnahmen getroffen. Indem es beispielsweise Tai-shu Iwan Sorenson, mit dessen einflussreichen und erbitterten Widerstand man schon im voraus rechnen konnte, beseitigen ließ. Doch andere Kriegsherren wie Wassili Tscherenkoff, bis dahin oberster Befehlshaber des Militärdistrikts Dieron, übernahmen rasch die Führung der Aufständigen.

Die von der Freien Republik Rasalhaag neu eingesetzten planetaren Regierungen wurden auf vielen Welten von den dort stationierten VSDK-Einheiten abgesetzt oder gar beseitigt. Als sich zu dem noch herausstellte, dass die Rebellen ihren Nachschub sogar von Welten erhielt, die auch weiterhin im Draconis-Kombinat verbleiben würden und nie Gefahr einer "Freigabe" ausgesetzt waren, entschloss sich die Kombinatsführung zu einem radikalen Schritt, der selbst ihre Gegner schockierte. Alle aufständigen Einheiten auf dem Gebiete der neuen Republik wurden kurzerhand zu Ronin, also herrenlosen Kriegern erklärt. Der Drache sagte sich also von einigen seiner ergebensten aber auch fanatischsten Untertanen los. Insgesamt sechs Mechregimenter, die fast alle zu den so genannten "Rasalhaag"-Regimentern unter der bisherigen Führung von Tai-shu Iwan Sorenson gehörten, schlossen sich dem Aufstand an.

In den nächsten paar Wochen begannen sich die Zentren des Widerstandes herauszukristallisieren. So setzten sich das 8.Rasalhaag-Regiment und das 12.Sun-Zhang-Akademiekader nach Predlitz ab, nach dem es ihnen nicht gelang sich auf Rasalhaag, dem offiziellen Regierungssitz der Republik, zu halten. Hingegen konnten sich das 9., 20. und 25.Rasalhaag-Regiment auf Eguilles, Memmingen und Trontheim halten. "Johiros-Regiment" auf Heiligenkreuz sagte sich im Verlaufe der Auseinandersetzungen von seiner Stammeinheit, den "Nachtschatten", los und sollte unter der Führung von Wassili Tscherenkoff in den nächsten Monaten für erhebliches Aufsehen sorgen, da es wiederholt Welten auf der "anderen Seite" der neuen Republik Rasalhaag überfiel, die gerade erst von Truppen des Vereinigten Commonwealth geräumt worden waren.

Die Verteidiger und rechtmäßigen Regenten der jungen Republik Rasalhaag hatten den erfahrenen Truppen der VSDK anfangs wenig entgegen zu setzen; die Stärke ihrer eigenen KungsArmé belief sich auf gerade drei Mechregimenter, von denen lediglich das schwere Tyr-Regiment, das im Vierten Nachfolgekrieg auf Seiten des Vereinigten Commonwealth gekämpft hatte, über Erfahrung verfügte, um es mit den Rebellen aufnehmen zu können, die mittlerweile von Marcus Kurita angeführt wurden. Dieser war wegen einer Intrige gegen den Koordinator von Luthien verbannt worden war.

Auch die Söldner-Regimenter, die man zum Schutze des neuen Staates angeheuert hatte, hielten oftmals nicht das, was man sich von ihnen versprochen hatte. All zu oft waren die Verträge nur unzureichend ausgehandelt worden, so dass es immer wieder zu Situationen kann, in denen die Söldner die Einleitung oder Fortsetzung eines Kampfes mit Verweis auf entsprechende Vertragsklauseln verweigerten. Diese unglücklichen Umstände sorgten dafür, dass die Bürger der Freien Republik Rasalhaag eine fortdauernde Abneigung gegen Söldner entwickelten, von denen sie sich oft im Stich gelassen und verraten fühlten.

Doch dann begann sich das Blatt rasch zu wenden. Der berüchtigten ISA gelang es schon im Mai 3034, auch Marcus Kurita in seinem Hauptquartier auf Predlitz zu ermorden. Und nachdem Theodore Kurita erst einmal die Nachschubbasen der Rebellen auf dem Gebiet des Draconis-Kombinats lahm gelegt hatte, führte der Kanrei dann höchstpersönlich fünf Mechregimenter an, die auf Ersuchen der rasalhaager Regierung auf Welten der neuen Republik direkt gegen die Aufständigen vorging. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die Unterstützung der benachbarten Reiche lediglich in der Entsendung von Hilfsgütern und militärischen Beratern bestanden, die vor Ort sogar oftmals das Kommando über Einheiten der republikanischen Armee übernahmen. Doch nun sahen sich die Ronin einigen der besten Truppen ihrer ehemaligen Heimat gegenüber und gerieten so unweigerlich in die Defensive. Nach dem Wassili Tscherenkoff auf Orestes durch tödlichen Kopftreffer in seinem ATLAS ums Leben kam, hatten die Rebellen ihren letzten großen Anführer verloren und mussten in den nächsten Monaten eine Welt nach der anderen den unerbittlich vorrückenden Truppen der loyalen VSDK überlassen. Als letztes Mechregiment der Ronin erklärte sich schließlich im Oktober 3034 das 20. Rasalhaag-Regiment auf Memmingen zur Aufgabe bereit.

Trotzdem dauerte es noch ein ganzes Jahr, bis auch der letzte Widerstand aufständischer VSDK-Truppen niedergekämpft werden konnte. Auf vielen Welten traten die republikanischen Kräfte nicht nur gegen reguläre Einheiten an, sondern hatten sich außerdem auch noch mit Volksaufständen und Guerillaaktivitäten des kombinatstreuen Teils der Bevölkerung auseinander zu setzen, die nur schwer zum Erliegen gebracht werden konnten. Die letzten Truppen des Draconis Kombinats, ohne deren Hilfe die im Nachhinein als "Ronin-Kriege" betitelte Auseinandersetzung wahrscheinlich ganz anders geendet hätte, verließen das Gebiet der Freien Republik Rasalhaag im Dezember 3035.

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